MENSUR
Die Mensur ist kein olympisches Fechten, sondern beruht auf ihrem akademischen Ursprung und der Tradition des deutschen Waffenstudententums. Heutzutage fechten wir nur noch mit ausreichendem Schutz. Wettkämpfe führen wir nicht durch, aber man wird zu gegebener Zeit seine erlernten Fähigkeiten unter Beweis stellen dürfen. Bis dahin festigt gemeinsames Training den Zusammenhalt, der auch nach dem gemeinsamen Bestehen dieser Ausnahmesituation ein Leben lang anhält. Wir trainieren mehrfach in der Woche um unseren Ansprüchen gerecht zu werden.
Das Fechten dient der charakterlichen Selbsterziehung. Wir stählen Körper und Geist, um so die Fähigkeit zu erwerben, auch im künftigen Leben die Kontrolle über eine Situation zu behalten. Ob in einem 4-Augen Bewerbungsgespräch oder vor einer ganzen Versammlung, es gilt das Adrenalin zu beherrschen, einen „kühlen Kopf“ zu bewahren, während andere große Leistungen von einem erwarten.
Wir sind eine pflichtschlagende Verbindung und fordern von jedem Mitglied mindestens drei genügende Mensuren. Es herrscht dabei ein strenges Reglement, das ernsthafte Verletzungen verhindert. Niemand wird auf eine Mensur geschickt, ohne vorher ausreichend vorbereitet worden zu sein, denn er präsentiert uns und unsere Farben.
Besonders in den ersten Partien wird auf körperliche und technische Vergleichbarkeit der Kontrahenten geachtet. Es gibt keine Sieger oder Besiegte. Nur wer sich selbst und die eigene Angst nicht überwinden kann, ist bei einer Mensur der Verlierer. Außerdem treten prinzipiell nur Angehörige verschiedener Verbindungen gegeneinander an.
Die Mensur ist ein verbindendes Element unter sämtlichen schlagenden Korporationen. Sie beweist, dass diese Bünde bereit sind, auch solche Traditionen aufrechtzuerhalten, die Außenstehenden unverständlich erscheinen mögen. Verletzungen werden in Kauf genommen, dafür nicht zurückzuweichen. Abschließend müssen wir sagen, dass die Mensur für uns auch ein geeignetes Selektionskriterium darstellt. Bei uns werdet ihr keine auf Bequemlichkeiten versessenen Jammerlappen oder Feiglinge finden, die nicht zu ihrem Wort stehen. Wer für seine Bundesbrüder auf dem Paukboden einsteht, wird dies auch an jedem anderen Ort und zu jeder Zeit tun.